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It is difficult not to write satire.

                                                          Juvenal

 

 

Eigentümliches

Lokal-Literarisches

Maria, Dornröschen und immer wieder Joseph

Als ich ein Kind war, mochte ich das Adventslied „Maria durch ein Dornwald ging“ besonders gern. Die Mollklänge fand ich so herrlich traurig – direkt zum Weinen schön. Mit zunehmendem Alter ließ mein Sinn für Melodramatik nach und ich betrachtete fortan die Liedtexte der Weihnachtslieder mit literaturwissenschaftlichem Interesse. So fragte ich mich, was Maria – in ihrem Zustand – in so einer unwirtlichen Umgebung wie einem kahlen Dornwald suchte. Und überhaupt,: Wo war Joseph? Hätte er nicht dabei sein sollen, um auf die Mutter und den kleinen ungeborenen Heiland aufzupasssen?

Spätestens seit den Gebrüdern Grimm weiß jedes Kind, dass so ein Dornengestrüpp durchaus seine Tücken hat und im Zusammenhang mit Tranquilizern der wirksamsten Sorte – da langanhaltend – stehen kann. Da muss dann schon ein Prinz her, um die eigentliche Ordnung wieder herzustellen. Wenn ich es mir so recht überlege, gab es bei Dornröschens Geschichte eine unkonventionelle Inkohärenz:: den Altersunterschied. Während das neuerwachte Dornröschen zarte 115 Lenze zählte, konnte der Prinz kaum 20 Jahre alt sein. Dennoch lebte das Paar (angeblich) glücklich bis ans Ende seiner Tage. Insofern waren die Gebrüder Grimm durchaus fortschrittliche Denker.

Nun kannte Joseph weder Dornröschen, noch wurde Maria in einen epischen Schlafzustand versetzt. Da er jedoch weder als heldenhafter Recke, noch als jugendlicher Blaublüter durchgehen konnte, sondern als Handwerker zur arbeitenden Bevölkerung zählte, musste Maria dies und jenes alleine bewältigen. Vielleicht fehlte dem Angetrauten nicht nur die Zeit, sondern auch schlichtweg der Elan zur Unterstützung seiner Holden. Sind wir mal ehrlich: Könnte man es ihm verdenken? Schließlich hat er auch so Einiges mitgemacht. Zuerst der Heilige Geist, dessen Rolle in der Angelegenheit einen jedweden werdenden Vater zunächst einmal aus dem Tritt hätte bringen können. Dann auch noch ein Erzengel, ein göttliches Wesen, das Joseph in Todesangst versetzte – aller Beschwichtigungsversuche zum Trotz. Wer hat da noch Lust auf Wanderungen durch unwegsames Gelände oder bergauf, bergab zur weiblichen Verwandtschaft? Übers Gebirg zur – ebenfalls schwangeren- Kusine Elisabeth geht die werdende Mutter. Bei diesem trauten Beisammensein und ungebremster weiblicher Wiedersehensfreude hätte ein Mann nur gestört.

Joseph erhält also in der Weihnachtsgeschichte durchaus den edelmütigsten Part – wenn er auch den wenigsten Spaß hat…. 

Christina Kohse 

Der Autor und sein Sohn

Freitag Abend, in einer französischen Brasserie in Sachsenhausen. Beinahe alle Tische sind besetzt. Im HIntergrund ist Joe Dassins "siffler sur la colline" vor den leise geführten Gesprächen zu hören. Ein prominenter Autor betritt das Bistro mit seinem Sohn, sie setzen sich an einen Tisch für zwei. Der Autor trägt schwarze Hosen, einen schwarzen Roollkragenpullover aus Kaschmir und ebenfalls schwarze Turnschuhe von unauffälliger Gediegenheit. Die Brille mit feinem GOldrand ist fast unsichtbar auf seinem Gesicht gepflegter mediterraner Bräune, die in KOntrast zu seinem schlohweißen Haar steht. Er ist schlank und strahlt eine Aura sportlicher Kultiviertheit aus. Sein Sohn, ein junger Mann in seinen Zwanzigern von ca. 1,90 m, trägt verwaschene Bluejeans, ein Hoodie und verschlissene Turnschuhe.

Die Bedienung erscheint.

Der Autor entscheidet sich für ein halbes Dutzend Schnecken, begleitet von einem großen Bier.  Sein Sohn lümmelt unter dem Tisch mit verschränkten Armen.  Man denkt über das Menu nach.

Foie gras - zu fett. Salat - zu leicht. Vielleicht Pasta? Zu viele KOhlehydrate. Fisch - hm, schmeckt nicht... "Also, dann gehen wir woanders hin, wenn du möchtest", schlägt der Vater vor. Die Bedienung wird über die Planänderung informiert, die Schnecken möchte man dennoch essen. Während sie auf ihr Essen warten, diskutieren Vater und SOhn über Geld, ZUkunftspläne, die Erfolge des berühmten Vaters - und plötzlich entdeckt der junge Mann seine Vorliebe für ein köstliches Entrecôte. "Du weißt wirklich nicht, was du willst! Das ist scheiße!!!" hört man den Autor sagen. Nach einem kurzen, heftigen Schlagabtausch wird eine neue Bestellung aufgegeben. Die Bedienung quittiert die Neuigkeit mit einem professionellen Lächeln. Ohne handfeste Nahrung, .verschwinden die Schnecken mit atemberaubender Geschwindigkeit und werden mit einem zweiten Bier heruntergespült.   

Das Entrecôte ist butterzart. Man schwätzt beim Essen, der Sohn vornübergebeugt und mit der Nase fast im Essen hängend, der Vater den Ellenbogen auf dem Tisch liegend. Mit dem letzten heruntergeschlungenen Bissen bestellt der berühmte Autor die Rechnung. 

Christina Kohse

Tierisches

 

Sturmfried, der Strauß

rennt geradeaus, ist kaum zu besiegen

Er würd' lieber fliegen,

Doch einfach und schlicht

Er kann's eben nicht.

So steckt er - betrübt ob der Schand' -

Den KOpf ganz tief in den Sand.

 

 

 

 

 

 

 

 


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